Anhand eines Beispielbildes möchte ich die ersten, grundlegenden Schritte des RAW-Importes in Photoshop (hier CS 5 für Windows) zeigen.
Vorbereitung: Photoshop ist gestartet. Nach Datei – öffnen – ergibt sich ein Dialog. Hier die gewünschte Datei suchen und auswählen. Es öffnet sich ein Fenster mit dem Adobe Dialog für den Import von RAW-Dateien.
Im Beispiel ist es das Camera Raw 6.4.1. Man sieht das gewählte RAW in der Vorschau; das Bild selbst ist noch nicht im Photoshop geöffnet. Oben rechts wird ein Histogramm zum RAW angezeigt – die beiden markierten Dreiecke erlauben das Anzeigen von Tiefen- und Lichterbeschneidung (also fehlende Bildinformationen). Diese Fehler wollen wir im Normalfall so gering wie möglich halten…
Nach dem Anklicken werden fehlende Lichter rot gefärbt; fehlende Tiefen blau. Die Beschneidungen können wir bereits im RAW-Import korrigieren. Dazu klicken wir im ersten Schritt rechts auf das kleine Kamera-Symbol und schauen uns die Kamera-Voreinstellungen an.
Es öffnet sich die Kamerakalibrierung. In der Sektion Kameraprofil stehen verschiedene Profile zur Verfügung. (Wie man dort eigene Profile hinterlegt, erkläre ich später.) Einfach einmal die verschiedenen Profile ausprobieren und sehen, wie sich das Vorschaubild und die Beschneidungen verändern. Oftmals liefern “ACR” und “Camera Neutral” eine gute Arbeitsgrundlage.
Wir klicken und auf das Symbol mit der Irisblende (Grundeinstellungen) und stellen nun weitere Parameter ein.
Im Dropdown “Weißabgleich” können wir Temperaturen auswählen bzw. im Feld “Farbtemperatur” einen Wert einstellen / eintragen. Bei Tageslichaufnahmen mit Werten um 5.000 K probieren. In der nächten Sektion von “Standard” auf “Automatik” wechseln – und dann den Helligkeitsregler heruntersetzen. Als Startwert mal “+25” ausprobieren.
Im Ergebnis haben wir nun deutlich weniger Bescheidungen und erhalten eine wesentlich bessere Arbeitsgrundlage für unsere weiteren Schritte im Photoshop als bei einem direkten Öffnen.
Wir klicken nun auf “Bild öffnen” und können im Photoshop fortfahren. (Anmerkung: Natürlich bietet der RAW-Import noch viele weitere Möglichkeiten und Anpssungen. Diese können wir aber größtenteils alle noch nachträglich im Photoshop vornehmen.)
Nun wollen wir den RAW Import abschließen, indem wir grundlegende Korrekturen wie Objektivverzerrungen und Bildausrichtung korrigieren und so eventuell weiterführende Arbeiten in Photoshop vorbereiten.
Das “Gerade-Richten” von Bildern ist eine wichtige Funktion in Photoshop – und natürlich generell, um “bessere” Bilder zu erhalten. Man kann das “gerade rücken” händisch machen, indem man im “Bearbeiten”-Menü einen Winkel für die Bilddrehung vorgibt und solange nachbessert bis das Bild gerade ist. Einfacher geht es mit einer eingebauten Funktion. Diese ist im Photoshop leider etwas versteckt. Sie befindet sich in einem Extra-Bearbeitungsfenster, zu welchem wir über Filter -> Objektivkorrektur gelangen. Gut, dann da müssen wir je nach Qualität des verwendeten Objektivs (und dem, was wir erreichen wollen) so oder so hin…
Es öffnet sich ein neues Bearbeitungsfenster – ähnlich dem, das wir aus dem RAW Import kennen.
Hier können wir nun Hersteller, ggfls. Kamera-Modell und verwendetes Objektiv wählen, sofern Photoshop dies nicht von allein anhand der Exif-Daten erkennt. Für unser Beispiel habe ich eine stark verzeichnende Linse gewählt, wie wir gleich sehen werden. Außerdem müssen wir das Bild noch “gerade rücken”.
Im Reiter “Auto-Korrektur” entfernen wir als erstes das Häkchen bei “Bild automatisch skalieren” und setzen ein Häkchen bei “geometrische Verzerrung”. Nun erkennen wir die Verzerrung des Objektives recht deutlich. (Hinweis: Das Herausrechnen von Verzerrungen – gerade bei Fisheyes – beherrschen CNX / CNX2 deutlich besser als Photoshop. Wenn also CNX behanden ist, besser hiermit vorgehen.)
Der kleine rote Kreis zeigt das “Gerade rücken”-Werkzeug an; innerhalb des großen roten Kreises ist deutlich zu erkennen, dass die Hauswand im Bild nicht senkrecht verläuft. Wir verwenden das gewählte Werkzeug und ziehen entlang der eigentlich senkrecht verlaufenden Hauskante eine (später unsichtbare) Linie. Photoshop berechnet nun die notwendige Bilddrehung und führt diese aus.
Im Ergebnis sehen wir nun ein gerade gerücktes Bild, welches auch schon Korrekturen der Objektivleistung (soweit von uns gewünscht) enthält. Wir bestätigen mit “OK” und haben auf der Arbeitsfläche von Photoshop nun endlich das RAW importiert.
(Anmerkung: Der Schritt “Objektiv-Korrektur” ist nicht zwingend notwendig; er empfiehlt sich aber um zu kontrollieren, ob z.B. gerade Linien wirklich gerade sind…)
Hintergrund zu RAWs
Oft wird von RAW-Bildern gesprochen. Das ist eigentlich falsch…
Was ist ein RAW?
Ein RAW ist für Fotografen am ehesten mit einem bereits belichteten, aber noch nicht entwickelten Film zu vergleichen. Und zwar mit einem Diafilm. Es ist also streng genommen noch kein Bild.
Welche ICC-Profile enthält ein RAW?
Keines. Ein RAW ist nur ein Pixelhaufen, der dankenswerterweise ein RGB Vorschaubild enthält. Und einige Metadaten mit Informationen zu Kamera, Objektiv, Belichtungssituation etc., aber kein ICC-Profil.
Wie kommt man vom RAW zum Bild?
Es sind streng genommen drei Schritte notwendig.
1.) Wir benötigen ein Eingangsprofil. Das sind sozusagen die Chemikalien, mit denen wir den “Film” entwickeln.
2.) Wir definieren einen Color Workspace. Das ist der Farbraum, in welchem wir unsere Bearbeitungen vornehmen wollen bzw. auf welchen wir diese begrenzen wollen.
3.) Wir bestimmen ein Ausgangsprofil. Sprich: Wir legen fest, auf welchem Medium das Bild wie dargestellt werden soll. Dabei ist es ein großer Unterschied, ob das Bild z.B. im Internet erscheinen soll oder ob es etwa in einem Prospekt gedruckt werden soll.
Diese drei Teile gehören zur Konvertierung eines RAW zu einem Bild. Und hier wird nun klar, das unterschiedliche Programme unterschiedliches Leistungsvermögen besitzen. So ist LR beispielsweise eine reine RGB Engine, die – wenn ich mich nicht sehr irre – auf dem proPhoto RGB fußt. Die gesamte CMYK Ausgabe, sprich RAWs für den konventionellen Druck zu konvertieren, fehlt.
Hinweis zur Erstellung von Objektiv-Profilen für die Entzerrung von Bildern
Nun noch einen kurzen Hinweis, wie man neue Profile für Photoshop (& Lightroom) hinterlegt bzw. eigene erstellt und verfügbar macht. Natürlich kann man eigene Profile erstellen. Das geht mit jedem HEX-Editor oder mit einem Tool, das Adobe hier http://labs.adobe.com/downloads/lensprofile_creator.html zur Verfügung stellt.
Das Tool erstellt ein Profil für eine bestimmte Kombination aus Kamera und Objektiv. Dieses Profil wird dann unter “Lens Profiles” abgespeichert und steht dann im Filter “Objektiv-Korrektur” zur Verfügung.
ICC-Profile erstellt man mit einem HEX-Editor bzw. mit spezialisierten Software-Paketen. Wer sich also für die Erstellung von eigenen ICC-Profilen interessiert, der findet mit ProfilMaker5 einen guten Einstieg. Wer “noch mehr” möchte, greift vielleicht zu basICColor DeviL. Aber bitte – beides lohnt sich nur für den, der wirklich professionell arbeitet und die Druck-Vorstufe mit im Workflow abbildet.
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