Grundlage bildet ein einfaches Beispielbild, hier eine Katze.
Schritt 1: Abweichend von den anderen Foto-Freunden habe ich exemplarisch zuerst den Farbraum auf sRGB begrenzt. Bearbeiten > Profil zuweisen > sRGB. Dies ganz bewusst, um einmal die Möglichkeiten des an sich recht begrenzten Farbraumes auszureizen – und um einmal zu unterstellen, dass ein Foto für Darstellung im Internet optimiert werden soll. (gleichzeitig wird dann später deutlich werden, dass es in unserem Foto keinen Farbunterschied zwischen Vorschau im Beitrag und „angeklicktem“ Foto geben wird.
Schritt 2: Das Bild wirkt zu grau und zu matt und es hat einen leichten Grünstich. Wir müssen also eine Tonwert-Korrektur vornehmen und dabei das neutrale Grau erhalten. Auch muss der Weißpunkt korrigiert werden. Am Einfachsten können wir dies über Bild > Korrekturen > Gradationskurve lösen. Ich definiere zuerst den Schwarzpunkt und setzte diesen Mitte Pupille im Auge rechts im Bild.
Nun nehme ich ein erste grobe Einstellung für den Graupunkt vor. Ich wähle ein Stelle links im Bild bis der erste Grünstich verschwindet. Jetzt kommt der Weißpunkt – ich wähle eines der langen Barthaare. Diese sind ausgeschossen, so dass sie hart weiß sein müssen. Bei mir hat sich nun das neutrale Grau verschoben, so dass ich den Graupunkt nochmals neu setze.
Im Kontrollfeld sehe ich nun eine deutlich steilere RGB-Kurvenschar, die auch leicht gespreizt ist. Im Histogramm sehe ich einen eingeschränkt genutzten Farbraum – und dies in sRGB! Dies bringt uns zu zwei weiterführenden Überlegungen: für können nun die einzelnen RGB-Kurven bearbeiten – oder die globale Gradation. Und wir können uns überlegen, ob wir die Breite der Tonwerte spreizen wollen, um den Farbraum breiter auszunutzen. Dies bringt uns definiertere Tiefen und präzisere Lichter (sofern Daten vorhanden sind).
Schritt 3: Ich setze zwei zusätzliche Kontrollpunkte in der globalen Gradationskurve. Einfacher Linksklick auf die Gerade. Ich wähle einmal Mitte untere Hälfte und einmal Mitte obere Hälfte. Die neuen Kontrollpunkte lassen sich beliebig auf der Geraden und „im Raum“ verschieben – und mit ihnen kann leicht aus der Geraden eine s-förmige Kurve gemacht werden. Um mir die Begrenzung der Lichter und oberen Farbtöne anzuzeigen, ziehe ich den oberen Kontrollpunkt in Richtung rechts unten…
Das Umgekehrte mache ich mit dem unteren Kontrollpunkt, um mir die Begrenzung der Tiefen anzusehen… Ein Trick hierbei ist, die Gradtionskurve nahezu in einen Sinusschwung zu bringen – und zwar so, dass die Kontrollpunkte auf der vertikalen Mitte liegen und so gezogen sind, dass die „Sinuskurve“ den oberen und unteren Rand des Histogramms gerade nicht berührt.
Hier sehe ich, dass ich in den Tiefen noch Reserven habe, auch ein wenig in den Lichtern – aber die Barthaare ziemlich verloren sind. Auch sehe ich schön die Reserven in den beiden Augen. Ich plane also die Lichter ein wenig anzuheben und die Tiefen vorsichtig zu ziehen und damit die Tonwertkurve moderat zu spreizen, um zumindest sRGB voll auszuschöpfen. Das mache ich rein nach Auge.
Schritt 4: Ich kontrolliere mein Auge über Bild > Korrektur > Tonwertkorrekturen und sehe, dass das Bild nun den kompletten Tonwertbereich ausschöpft.
Schritt 5: Das Bild erscheint mir einen Tick zu kräftig in den Farben und leicht übertrieben. Ich senke deshalb die Dynamik ab und reduziere (!) die Sättigung. Bild > Korrekturen > Dynamik. Ich passe jetzt die Fellfärbung so an, wie ich mir die Katze vorstelle bzw. gesehen habe.
Schritt 6: Jetzt kommt die Farbe der Augen dran. Ich erzeuge eine Ebenenkopie und erhöhe die Sättigung deutlich (+50) über Bild > Korrekturen > Farbton / Sättigung. Nun füge ich eine invertierte Ebenenmaske hinzu (mit gedrückter Alt-Taste auf den Schalten Ebenenmaske hinzufügen). Dieses Vorgehen wähle ich, um non-destruktiv arbeiten zu können. Man hätte natürlich auch einfach einen Pinsel nehmen können… Nun wähle ich einen weichen, weißen Pinsel aus und male die Augen nach. Da ich mit dem Ergebnis zufrieden bin, füge ich die Ebenen zusammen zu einer einzelnen Ebene.
Jetzt könnte man eigentlich schon an die Schärfe gehen… da das Bild soweit schon in Ordnung ist. Aber vielleicht wollen wir noch ein bisschen mit den Partialkontrasten spielen, um wieder etwas mehr Dynamik ins Bild zu bringen, die wir vorhin im Zuge der Anpassung der Fellfarben rausgenommen haben. Ich mache dies, wie ich es hier schon mal im „How To“ zu Partialkontrasten beschrieben habe. Ich verwende dazu ein non-destruktives, zweistufiges Makro. Dieses Makro hat den Vorteil, dass wir uns das Schärfen bedeutend vereinfachen, da im Makro ein umgekehrter Gauß´scher Weichzeicher verwendet wird, der hier für feine Strukturen im Fell sorgen wird.
Im ersten Schritt wirkt das Bild jetzt sehr übertrieben – es erinnert ein bisschen an „Bleach Bypass“ oder auch ein ganz wenig an den wunderbaren Stil von Farid – nur halt viel zu übertrieben. Wir haben aber alle Einstellungsmöglichkeiten und können nun anpassen.
Wohlgemerkt dieser Schritt der Partialkontraste ist nicht notwendig.
So – jetzt müssen wir uns noch um die Schärfe im Bereich Nasenrücken und Augen kümmern. Hier gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Von den vorgefertigten Filtern erscheint mir der Scharfzeichnungsfilter nun bereits zu stark, so dass man mit „unscharf maskieren“ arbeiten sollte. Oder wir arbeiten mit einer maskierten Einstellungsebene und zeichnen nur die Bereiche nach, wo wir uns mehr Schärfe wünschen. Wir könnten hier z.B. den Hochpass zum Einsatz bringen, wie er an anderer Stelle oft benutzt wird. Die besten Ergebnisse sind mit USM zu erwarten…
FÜR USM: Ich kopiere die Ebene zweimal. In der ersten Ebene wähle ich den Filter „unscharf maskieren“ mit den Werten 50% und 0,5 Pixel. Das ist für mich eine gute Globalschärfe. In der zweiten Kopie wähle ich ebenfalls den Filter „unscharf maskieren“ – aber mit den Werten 90% und 1,0 Pixel, erzeuge eine inverse Maske und male Augen und Nasenrücken mit einem soften Pinsel nach.
Weil USM aber schon oft gezeigt wurde, möchte ich an dieser Stelle eine andere Methode vorstellen – den Hochpassfilter. Ich erzeuge eine Ebenenkopie und füge dieser den Hochpassfilter hinzu mit einem Radius von 1,0 bis 2,0 Pixeln (jenach Geschmack). Nun kommt der „Trick“ – ich wähle für die Ebeneneinstellung „ineinander kopieren“ – und erhalte so ein akzentuierteres Bild.
Wie gesagt – mit USM wird man in diesem Beispiel unter Umständen genauere Ergebnisse erzielen.
Wenn wir nun zum Ergebnis kommen, dass uns die Katze doch zu braun ist, müssen wir ein letztes Mal unsere Farbbalance bemühen… ich senke in den Mitteltönen Rot und Grün um 5 Punkte ab und erhöhe Blau um 10 Punkte.
Fertig. Speichern. Wenn wir nun in PS für „Web speichern“ verwenden, müssen wir uns nicht um sRGB (und ein erneutes Verschieben der Farben) kümmern, da wir uns ganz zu Beginn auf sRGB beschränkt haben. Zu besseren Ergebnissen (aber nicht unbedingt für das Web geeignet) kommt man, wenn man sich nicht auf sRGB beschränkt, sondern z.B. AdobeRGB wählt und diesen Farbraum voll ausschöpft.
ERLÄUTERUNGEN
Natürlich kann man auch mit Einstellungsebenen arbeiten. Das ist im Prinzip fast das Gleiche als ob Du eine Bildkorrektur auf eine Ebenenkopie anwendest. Aber halt nur fast das Gleiche… Warum? Je nach Algorithmus es die richtige Reihenfolge der Einstellungsebenen ganz entscheidend. Wenn man womöglich (siehe Partialkontrast) mit Smartfiltern arbeitet, ist es nicht möglich mit Einstellungsebenen zu arbeiten. Die Smartfilter setzen eine Bildebene / Smartobjekt zur Manipulation voraus. Weiter bietet das Arbeiten mit Ebenenkopien die Möglichkeit, einen bestimmten Effekt lokal zu begrenzen, indem man hier zusätzlich mit Masken arbeitet (siehe Augen nachfärben). Generell muss aber jeder seinen Workflow finden.
Die Schritte 2 und 3 dienen dazu zu sehen, wieviel Spielraum noch in den Tiefen und Lichtern vorhanden ist – und wie man damit die Tonwertbreite ausschöpfen kann und die Farbgebung beeinflusst. Einfach mal kräftig an den Kontrollpunkten ziehen und schieben. Die Vorschau wird schnell die Möglichkeiten deutlich machen.
Weil ich es vielleicht schlecht erklärt habe. Nachdem ich mir den Platz in den Tiefen und Lichtern angeschaut habe, habe ich meine Gradationskurve in etwa so
gebogen. Also nicht den Sinusschwung verwendet. Der dient nur zum Klarmachen, wieviel Platz ist – und welche Bereiche als erstes verloren gehen werden, wenn man die Gradation zu sehr biegt. Man muss auch nicht auf einmal beide Kontrollpunkte bewegen. Am Anfang ist es leichter immer nur mit einem Punkt zu spielen. Bis man ein bisschen Routine hat… Was Du siehst, ist, dass der obere Punkt in etwa auf Höhe des Endes des Histogramms steht… das ist als grober Daumen ganz hilfreich. Es ist aber beileibe kein Muss.
Wem das Testbild zu scharf und/oder zu blau ist…
Wie ich ja schon geschrieben hatte, würde ich eigentlich zu USM greifen, da es hier die besseren Ergebnisse bringt. Da aber schon USM an anderer Stelle erklärt und verwendet wurde, wollte ich eine andere Methode vorstellen (hier den Hochpassfilter) – wissentlich, dass USM an der Stelle besser geeignet wäre.
Genauso das Thema “blau” – der Effekt ist ganz bewusst und übertrieben herbeigeführt, um die Möglichkeit zu zeigen, wie man mit der Farbbalance das in den anderen Bildern übertriebene braun zu entfernen. Ich habe für das Demo-Bild den Blau-Kanal um 10 (!) Punkte angehoben… Also – einfach nochmal nachlesen – und dann mit den Einstellungen spielen bis der persönliche Geschmack getroffen ist. (z.B. die beschriebenen USM-Einstellungen verwenden oder den Hochpass-Radius in Richtung 1,0 Pixel oder den Blaukanal nicht so hochziehen)
Nachtrag:
Auf enen kleinen Vorteil der oben dargestellten Bearbeitungswege möchte ich noch hinweisen. Gegenüber den anderen Wegen haben wir eine Schärfe und Farbbreite erzeugt, die zu weniger “ausgefransten” Rändern und Überschwingeffekten führt. Gut zu sehen am Rand der Augen der Katze von Augapfel zum Lid.
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